Das katholische LSBT+ Komitee hat bei seiner jüngsten Sitzung beschlossen, sich mit der katholischen Initiative Maria 2.0 zu solidarisieren. In einem offenen Brief begrüßt das Katholische LSBT+ Komitee die Forderung von Maria 2.0 nach einer Öffnung des Weiheamts für Menschen aller Geschlechter und bedankt sich für das unermüdliche Engagement der Schwestern und Geschwister bei Maria 2.0. Außerdem bringt das Katholische LSBT+ Komitee seinen Wunsch zum Ausdruck, gemeinsam mit Maria 2.0 an der Gestaltung einer zukunftsfähigen und hierarchiearmen Kirche mitzuwirken.
„Dass die Aktivistinnen/Engagierten von Maria 2.0 ihrer Kirche nicht den Rücken kehren, sondern sich aktiv für eine geschlechtergerechte Kirche einsetzen, macht Mut. Wir brauchen Visionen für eine postklerikale Kirche“, sagt Michael Brinkschröder, Sprecher des Katholischen LSBT+ Komitees.
„Wir freuen uns darauf hier Synergien zu nutzen und gemeinsam unsere Kirche zu erneuern. Die aktuellen Gerüchte, die engagierten Katholikinnen von Maria 2.0 sollen Gegenstand einer Untersuchung durch die römische Glaubenskongregation werden, zeigen wie bitter nötig Erneuerung in unserer Kirche ist“, ergänzt Veronika Gräwe, Sprecherin des Katholischen LSBT+ Komitees.
Anhang: Offener Brief an Maria 2.0
Offenes Solidaritätsschreiben des Katholischen LSBT+Komitees an Maria 2.0
Stellvertretend für Maria 2.0 an Andrea Voß-Frick adressiert
Liebe Schwestern und Geschwister von Maria 2.0,
„Wir küssen unsere Kirche wach“ ist eines eurer Bilder überschrieben, auf dem eine Frau eine Kirche küsst. Als Katholisches LSBT+Komitee, das in Deutschland aktive Gruppen von lesbischen, schwulen, bisexuellen und transgeschlechtlichen Katholik*innen vernetzt, freuen wir uns, dass mit Maria 2.0 nun seit fast zwei Jahren das Spektrum katholischer Reformgruppen eine weitere Farbe erhalten hat.
Eine Kirche, in der nicht Geschlecht oder sexuelle Orientierung, sondern die Berufung eines Menschen über den Zugang zu Ämtern entscheidet, ist auch uns ein Herzensanliegen. Wir begrüßen es, dass Maria 2.0 das Thema Frauenordination neu belebt und möchten uns ausdrücklich mit diesem Anliegen solidarisieren! Besonders unterstützen möchten wir auch eure Forderung nach einer kirchlichen Sexualmoral, die sich an der Lebenswirklichkeit der Menschen orientiert. Die Forderung der Kölner Maria 2.0 Gruppe „Segnet Menschen, keine Gitter!“ vom Juni 2020 greift ein für uns zentrales Anliegen, die Segensfeiern für gleichgeschlechtliche Paare, auf, das wir als Katholisches LSBT+Komitee auf verschiedenen Ebenen bearbeiten.
Unsere Kirche im Morgen braucht vielfältige Marienbilder, vielfältige Gottesbilder, vielfältige Menschenbilder, braucht Bilder, welche die Vielfalt und Lebenswirklichkeiten von cis- und trans*-geschlechtlichen Katholik*innen und von Katholik*innen aller sexuellen Orientier-ungen abbilden.
Als LSBT-Katholik*innen teilen wir mit vielen katholischen Frauen die Erfahrung, von Klerikern nicht gehört zu werden. Wir teilen mit euch die Erfahrung der Ohnmacht, wo der Kampf gegen Diskriminierung in der Kirche über Generationen geführt wird und oft fruchtlos erscheint. Wir teilen mit euch aber auch die Erfahrung, in dieser Kirche verwurzelt zu sein und die Hoffnung darauf, dass diese Kirche zu einem Ort werden kann, an dem alle Menschen das Leben in Fülle erfahren dürfen.
Wir danken euch für euren unermüdlichen Einsatz und solidarisieren uns mit eurem Anliegen, Berufung und nicht Geschlecht zum Kriterium der Priester*innenweihe zu machen. Wir freuen uns darauf, gemeinsam mit euch an einer zukunftsfähigen und hierarchiearmen Kirche zu bauen, an einer Kirche, die achtsam die Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Menschen von heute teilt.
Veronika Gräwe (Sprecherin des Katholischen LSBT+Komitees)
Michael Brinkschröder (Sprecher des Katholischen LSBT+Komitees)