Das Katholische LSBT+ Komitee begrüßt die Vorlage des Synodalforums IV „Leben in gelingenden Beziehungen“, die in einem Monat von der Versammlung des Synodalen Wegs in Erster Lesung beraten wird. Aus Sicht des Katholischen LSBT+ Komitees bieten die darin enthaltenen Voten das Potential dafür, dass Gottes Ja zu Menschen aller sexuellen Orientierungen und geschlechtlichen Identitäten Ausdruck in einer weiterentwickelten katholischen Sexualethik finden kann.
Positiv bewertet das Katholische LSBT+ Komitee, dass mit dem vorangestellten Schuldbekenntnis Unrecht, dass u. a. Lesben und Schwulen durch die kirchliche Sexualmoral zugefügt wurde, klar als solches benannt wird.
Das Katholische LSBT+ Komitee unterstützt die deutliche Verurteilung sog. „Konversionstherapien“ und anderer auf ein Verdrängen oder Unterdrücken der sexuellen Orientierung zielender Praktiken. Aus der Perspektive des Katholischen LSBT+ Komitees sollte auch in der Begleitung enthaltsam lebender homosexueller Personen darauf geachtet werden, dass zölibatäre Lebensformen um ihrer selbst willen gelebt werden und nicht dauerhaft in einer Verneinung, Verdrängung oder Unterdrückung der homosexuellen Orientierung wurzeln.
Es ist erfreulich, dass mit intergeschlechtlichen, transidenten oder non-binären Personen auch die geschlechtliche Vielfalt von Gottes Schöpfung benannt wird. „Es ist ein großer Schritt für die Kirche anzuerkennen, dass alle Menschen auf dem LSBTIQ* Spektrum Gottes Ebenbilder sind und ihre Selbstbestimmung zu achten ist“, sagt Veronika Gräwe, Sprecherin des Katholischen LSBT+ Komitees.
Weiterhin befürwortet das Katholische LSBT+ Komitee, dass die Vorlage gleichgeschlechtliche Beziehungen als Ort der Gotteserfahrung ernstnimmt. „Die Forderung nach Segenshandlungen für gleichgeschlechtliche Paare unterstützen wir ausdrücklich. Die Etablierung von Segensfeiern ist seit Langem ein Anliegen des Katholischen LSBT+ Komitees“, sagt Dr. Michael Brinkschröder, Sprecher des Katholischen LSBT+ Komitees. Die Vorlage bricht mit einem verkürzten Fruchtbarkeitsverständnis, das bisher gleichgeschlechtlichen Paaren die Fruchtbarkeit ihrer Beziehungen absprach. Hier ergibt sich die Chance, den Dialog in den kommenden Jahren fortzusetzen und die Frage nach den Gemeinsamkeiten von gleichgeschlechtlichen Beziehungen und heterosexuellen Ehen weiter zu diskutieren.
Das Katholische LSBT+ Komitee begrüßt außerdem das Votum, homosexuelle Cis-Männer nicht länger von den Weiheämtern auszuschließen und damit zumindest einem Teil der homosexuellen Menschen die Möglichkeit zu geben, ihre Berufung zu prüfen. „Perspektivisch hoffen wir darauf, dass weder sexuelle Orientierung noch geschlechtliche Identität Kriterien dafür sein werden, Menschen ihre Berufung abzusprechen,“ sagt Veronika Gräwe. „Die Impulse aus den Vorlagen des Forums III für eine geschlechtergerechtere Kirche verdienen es weiterverfolgt zu werden, hier ist es wichtig neben Frauen auch alle anderen Personen, die keine Cis-Männer sind, zu berücksichtigen.“
„Leider verbleibt der vorgelegte Grundtext des Forums II ‚Priesterliche Existenz heute‘ auf einer sehr abstrakten Ebene. Entscheidende Fragen über den Zusammenhang von sexuellem Missbrauch mit zölibatärer Lebensform und der Unterdrückung homosexueller Identität bei Priestern scheinen verdrängt worden zu sein“, kritisiert Michael Brinkschröder.
Das Katholische LSBT+ Komitee appelliert an die Mitglieder der Synodalversammlung die für LSBT+ Personen und ihre Angehörigen positiven Aspekte der Vorlage des Forums IV aufzugreifen und sich für eine katholische Sexualethik stark zu machen, die Gottes Ja zu Menschen aller sexuellen Orientierungen und geschlechtlichen Identitäten entspricht und sich an der Qualität von Beziehungen und nicht an dem Geschlecht der Partner*innen orientiert.